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1. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 88

1833 - Halle : Schwetschke
88 ' A. (Europa. Die Provinz, wird in 3 Regierungsbezirke getheilt; wir fel- gen dieser Eintheilung der Kürze wegen: wie denn überhaupt die große Zahl merkwürdiger Orte dieser Provinz uns nöthigt, uns auf das Allerwichtigste zu beschränken. n) Zum Bezirk von Magdeburg gehören: Magdeburg, eine Hauptfestung, am linken Ufer der Eide, mit über 49009 Einw. Zu ihren weitläufigen Werken gehören die Sternschanze, die Citadelle auf einer Insel, die Thurmschanze auf dem rechten Ufer der Elbe u. a. Zwei Vorstädte, die Neu- stadt und die Sudenburg, liegen außerhalb der Werke. Die Stadt ist zwar meist eng und winklig , aber gut gebaut; eine schöne Straße, der breite Weg, verbindet die beiden Plätze, den alten Markt, worauf die Statue Otto des Großen, und den schönen, mit Alleen und den besten Gebäuden umgebenen Domplatz. Der Magdeburger Dom gehört zu den schönsten Denkmählern altdeut- scher Baukunst im nördlichen Deutschland; seine beiden Thürme find 332 F. hoch. Es ist das einzige Gebäude, welches das Feuer, bei der Eroberung Magdeburgs durch Tilly 1631, verschonte. Die Stadt hat 2 geachtete Gymnasien, ansehnliche Fabriken, vor- züglich aber einen höchst wichtigen Handel. 1806 gerith sie nach einer kurzen Belagerung in die Hände der Franzosen und kam erst 1814 an Preußen zurück. Ganz in der Nähe liegen die Trümmer der ehemals berühmten, bei der Belagerung verwüsteten Schule, Kloster Bergen. Zwei Stunden südöstlich von Magdeburg liegen an und un- weit der Elbe die 3 durch Coloniften-Anlagen verbundenen Städte Schönebeck, Frose und Groß-Salza, mit der größten Saline in den preußischen Staaten, sie liefert jährlich über ^Mill. Centner Salz. Die Quellen und Gradirwerke sind zu Alten- Salze, von wo die Soole nach Schönebeck geleitet und hier ver- sotten wird; aus den Abgängen werden Glaubersalz, Salmiak u. a. chemische Producte gewonnen. In geringer Entfernung südlich liegt die Herrenhuter-Colonie Gnad au; und noch weiter südlich der kleine Ort Staßfurt, wo ebenfalls eine Saline. Nach dem Harze zu liegt an der Holzemme die Stadt Hal- be r ft a d t, mit 16,560 Einw., guten Schulen und einigen Fabri- ken; unter den Kirchen zeichnet sich die schöne Domkirche aus. Die Stadt liegt in einer überaus fruchtbaren Gegend; die Spie- gelberge, lu St. davon, sind ein angenehmer Lustort der Be- wohner. Noch näher am Harze und schon in dessen Vorbergen liegt der nahrhafte Ort Quedlinburg, an der Bode, mit 11,500 Einw., die sich vorzüglich mit Branntweinbrennerei be- schäftigen. In der Kirche des dabei auf einem Felsen liegenden fürstlichen Schlosses ist das Grab Kaiser Heinrichs I Quedlin-

2. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 285

1833 - Halle : Schwetschke
Viii. Italien. 285 oder vielmehr vulkanische Asche, die Puzzola ne, welche einen trefflichen Mörtel vorzüglich, zu Wasserbauten abgiebt. Eben diese vulkanische Beschaffenheit des Bodens scheint auch den verschiede- nen heißen Quellen Italiens ihren Ursprung gegeben zu haben. Einwohner. Italien zählt auf 5800 □ M. 21 Millionen Eintv. ; man rechnet auf das feste Land etwa 4610 und auf die Inseln etwa 1190 n M. Ueber den Ursprung der heutigen Jtaliäner hat uns die Geschickte belehrt. Schwerer und beinahe unmöglich ist es, über den Charakter eines in so viele kleine Staaten zersplitterten, unter so verschiedenen Regierungsformen lebenden Volkes etwas allgemeines und richtiges zu sagen. Geist, Lebendigkeit und man- cherlei Talente^ besonders für Dichtkunst und Musik, und leben- diges Gefühl für alles Schöne kann niemand den Italianern ab- sprechen. Dagegen wirft man ihnen Mangel an Charakter, an Muth und an Redlichkeit und eine entschiedene Neigung zur In- trigue vor; und allerdings war der Zustand, in welchen Italien bis auf die neueste Zeit versunken, eben nicht geeignet, Selbstge- fühl und kriegerischen Muth zu wecken. Eben daraus mag es sich auch erklären, daß ein großer Theil des Volks nur auf sinnlichen Genuß bedacht mit großer Schlauheit nur seine niedrige Habsucht zu befriedigen sucht. Der Jtaliäner ist durchaus einkochst sinn- licher Mensch, daher unzuverlässig in seinen Neigungen, leicht aufbrausend und aus Mangel an persönlichem Muth hinterlistige Rache suchend. Selbst seine Frömmigkeit ist sinnlicher Art, sie ist mehr Sache der Gewohnheit und des Herkommens, als des Herzens, und bedarf der äußern Anregung, um gewaltige aber nicht tief gehende und daher nicht bleibende Gefühle in ihm zu wecken, und bei der großen Unwissenheit, in welcher ein bedeuten- der Theil des Volkes schwächet, und dem Mangel an allen geläu- terten Religionsbegriffen, ist es gar nichts seltenes, eine sogenannte Frömmigkeit mit einem verbrecherischen Leben im Bunde zu finden Der Bandit, der für eine Kleinigkeit im Auftrage eines Andern mordet, oder der Räuber, der oft zu seiner Sicherheit zum Mör- der wird, meint darum nicht weniger ein Christ zu seyn, weil er vielleicht die Fasten oder die täglichen Gebete pünktlich beobachtet Em großer Theil der Schuld von dem allen fällt unleugbar auf die Regierungen und auf die mangelhaften Einrichtungen der rö- mischen Kirche zurück; denn Toscana, welches lange unter der weiseren Regierung eines östreichischen Prinzen gestanden zeichnet sich in jeder Hinsicht vor den übrigen Provinzen Vortheilhaft aus und gewiß wurden die Jtaliäner unter günstigeren Umständen ch' renvoll in die Reihe der gebildetsten und geistreichsten Völker ein- treten. — Die Religion aller Jtaliäner, mit Ausnahme der Be-

3. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 296

1833 - Halle : Schwetschke
296 A. Europa. der reizenden überaus fruchtbaren Thal-Ebene des Po, und der An- bau entspricht auch hier ganz der Trefflichkeit des Bodens. Alle Producte des nördlichen Italiens, Getreide, Reiß, viele Gemüse, Obstarten und Wein werden in Ueberfluß erzeugt, doch der Wein nirgend von besondrer Güte, woran die nachlässige Behandlung wohl mehr als das Klima schuld ist. Wälder finden sich nur in den Alpen, aber die Menge Pappeln, Ulmenbäume, an welchen der Wein rankt, Maulbeer- und Obstbäume, unterbrechen einiger- maßen die allzugroße Einförmigkeit der trefflich angebauten Ebe- nen. Die Schaafzucht ist hier bedeutender als in irgend einem andern Theile Italiens, und der Seidenbau steht nur dem piemon- tesischen nach. — Das lombardisch-venezianische Königreich hat einen eignen Orden, den von Napoleon 1805 gestifteten und vom Kaiser Franz 1816 abgeänderten Orden der eisernen Krone, der aus 3 Klassen besteht. — Man rechnet auch hier gewöhnlich nach Lire, nur daß die ältere Lira etwa 4 9 ¿ werth ist, die neuere aber den französischen Franken gleich. Seit 1823 wird im ganzen Königreich nach östreichischen Lire — 20 Kreutzer oder 5 4 $ gerechnet. In Venedig sind die Zecchiui, eine Goldmünze etwa 3^ an Werth, gewöhnliche Das Königreich wird in 2 Gouvernements, das von Mailand pnd das von Venedig getheilt. a) Das Gouvernement Mailand, der westliche Theil, zwischen dem Ticino und dem Mincio. Hier sind zu bemerken: Milano, Mailand (Mediolanum), unter 450 28' N. B. an der unbedeutenden Olona, aber durch schiffbare Kanäle mit dem Ticino und der Adda verbunden, die Hauptstadt des Königreichs. In den letzten Zeiten des römischen Reichs war Mailand oft die Residenz der Kaiser. Im Mittelalter gehörte sie zu den mächtig- sten Städten der Lombardei, ward zwar 1162 von Friedrich 1. bis auf den Grund zerstört, erhob sich aber schnell wieder aus der Asche. Seit dem 14ten Jahrh. 1313 erhob sich hier die mächtige Familie der Visconti, welcher später die Sforza in der Herrschaft folgten, bis das Herzegthum Mailand nach manchen in der Ge- schichte erwähnten Kriegen an das Haus Oestreich oder vielmehr Spanien kam. Sie gehört zu den größten und prächtigsten Städ- ten Italiens und mag gegenwärtig an 150,000 Einw. zählen. Die meisten Straßen sind indeß weder breit noch gerade, nur der Cor- so macht eine Ausnahme: dies ist eine breite schöne Straße, an welche ein schöner öffentlicher Spatziergang stößt, und in welcher, wie dies in ganz Italien Sitte ist, die vornehme Welt sich gegen Abend versammlet und spatzieren fährt, reitet oder geht. Unter den kirchlichen Gebäuden nimmt der berühmte, ganz von weißem Marmor erbaute und mit mehr als 4000 Statuen in und auswen- dig verzierte Dom, der an Größe nur der Peterskirche in Rom

4. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 382

1833 - Halle : Schwetschke
382 A. Europa. wie bet fast allen alten Völkern, die Sage von der Abstammung aller dieser Volksstamme von einem gemeinsamen Stammvater. Als solcher wird D eukal ion genannt, welcher einer alles zerstören- den Fluth entronnen, das Land wieder bevölkert habe. Seinem Sohne Hellen, von welchem man den gemeinsamen Namen ablei- tete, werden 3 Söhne gegeben, Aeolus, Dorus und Xuthus, und diesem letztern 2 Söhne, Achaus und Jon, um so die wich- tigsten Volksstämme der Griechen als Abkömmlinge einer und der nemlichen Familie darzustellen. Wenn ferner die Sage von Frem- den, aus gebildeteren Ländern kommend, redet, welche Gesetze, Ackerbau, Künste und Gesittung den noch rohen griechischen Stäm- men gebracht haben sollen, wie Cekrops aus Aegypten, welcher Athen gegründet, und Danaus, ebenfalls aus Aegypten, welcher Argos beherrscht haben soll, oderkadmus, welcher ausphönizien eine Kolonie nach Theben geführt, so ist damit wohl kaum etwas andres ausgesprochen, als die Erinnerung an einen uralten Ver- kehr der, schifffahrttreibenden Phönizier, oder eine alte Verbin- dung mit dem hochgebildeten Aegypten, welche einen wohlthäti- gen Einfluß auf die älteren Bewohner Griechenlands geübt haben mögen. Nur allein die Einwanderung des P elops aus Kleinasien nach dem seinen Namen führenden Peloponnesus, wo er ein Herr- schergeschlecht gründete, scheint mehr geschichtlichen Grund zu ha- den. Aus der Nacht dieser ältesten Zeiten leuchten viele Helden- gestalten hervor, welche dieser oder jener Stamm zu seiner Ver- herrlichung aufzuweisen hatte, und einige durch eine Vereinigung solcher Helden, oder auch mehrerer Volksstämme ausgeführten Tha- ten. Zu diesen Helden gehören vor allen Herakles (Herkules) auf dessen Haupt die Sage und die Dichtung die Thaten Vieler ge- häuft haben mögen, und Perseus, der Sohn des Zeus und der Danaö, beide dem achäischen Stamme angehörend, so wie Th e- se u s dem Stamme der Ionier. Ferner auf friedlichere Weise aus- gezeichnet sind Minos König von Kreta, welcher die Kenntniß der Schifffahrt dazu benutzte, die Inseln und Küsten von den See- räubern zu befreien und das erste Vorbild eines gesetzlich geord- neten Staates aufgestellt haben soll; Dadalus, ein Meister in der Bildhauerei, dem die Sage daher zuschreibt, er habe die Statuen wandeln gelehrt; der wahrscheinliche Erfinder der Segel auf den Schiffen, daher die Sage von den Flügeln, womit er seine Flucht aus Kreta bewerkstelligt. Der vergötterte A s k l e p i o s (A e s e u l a p) und Chiron übten die Heilkunde, und erhabene Sänger, meist aus dem thracischen Stamm, O r p h e u s, L i n u s, M u sä u s, deren Werke aber untergegangen, sangen den Ursprung der Götter und der Welt und lehrten die Pflichten der Menschen. — Zu den Thaten, welche von mehreren Helden gemeinschaftlich unternom- men worden, gehört zuerst der von der Sage dichterisch ausge- schmückte Zug der Argonauten (von ihrem Schiffe Argo also be-

5. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 387

1833 - Halle : Schwetschke
387 Ix. Griechenland. rinnen und Hauptstädte des sie umgebenden Landes wurden. So bildeten sich nach und nach die verschiedenen kleinen griechischen Staaten, welche mit geringen Ausnahmen ihr Daseyn bis auf den Untergang der griechischen Freiheit durch die Römer erhielten ; und wir sind nun auf den Zeitpunkt gekommen, wo wir eine, wenn auch nur kurze, Uebersicht der alten Geographie Griechenlands und der Schicksale der einzelnen Staaten einschalten können. Geographie. Wir wollen hier Griechenland in seiner weitesten Ausdehnung betrachten, und müssen daher unterscheiden: das eigentliche Grie- chenland; die nördlicheren Länder; die Inseln und die Colonien. 1. Das eigentliche Griechenland oder Hellas. Gewöhnlich versteht man unter diesem Namen die südliche Halbinsel und die ihr nördlich gegenüber liegenden Küstenländer, oder diejenigen Länder, welche zur Zeit der höchsten Blüthe Grie- chenlands sich unter einander als stammverwandt betrachteten; ob das nördlichere Thessalien davon auszuschließen sey, oder nicht, darüber waren die Alten selbst nicht einig; wir werden es mit dazu rechnen, theils weil es unleugbar der älteste Stammsitz aller helle- nischen Völker gewesen, theils weil mehrere thessalische Völker- schaften Sitz und Stimme im Rathe der Amphiktyonen hatten. Im allerengsten und eigentlichsten Sinne umfaßt Hellas nur diese nörd- lichen Küstenländer, mit Ausschluß der südlichen Halbinsel. Wir werden daher dieser natürlichen Eintheilung folgen und zuerst vom Peloponnes und dann vom eigentlichen Hellas handeln. a) Der Peloponnesus, jetzt Morea. Diese große, in der Gestalt eines Platanusblattes sich aus- breitende Halbinsel wird vom ionischen und mittelländischen Meere umflossen. Mit dem festen Lande hängt sie nördlich durch den etwa 1 Meile breiten Isthmus von Korinth zusammen, zu dessen beiden Seiten sich westlich der korinthische, östlich der saronische Meer- busen erstrecken. Das ganze Land, und vorzüglich die Mitte, ist mit Gebirgen bedeckt, wovon das bedeutendste d^r sich südlich in das Vorgebirge Tänarum erstreckende Taygltus, jetzt Pente- daktylon, ist. Die wichtigsten hierdurch entstehenden Vorgebirge sind: im Süden drei Vorgebirge, Akritas, Capo Gallo, im Westen, Tänarum, jetzt Na ta pan, in der Mitte, zwischen welchen der messenische Meerbusen, jetzt Meerbusen von Koron, liegt, und östlich das Vorgebirge Ma sea, jetzt C. St, Angelo ;

6. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 448

1833 - Halle : Schwetschke
448 A. Eu ropa. ei nsichtsvolle Männer unter den Türken erkannt, daß ihre bisheri- gen Einrichtungen sich überlebt hatten und daß es einer gründlichen Erneuerung aller Verhältnisse, besonders aber der militairischcn bedürfe, um mit Erfolg den europäischen Waffen zu widerstehen. Die Versuche früherer Sultane, europäische Disciplin in ihr Heer einzuführen, waren an der Hartnäckigkeit des Volks gescheitert. Der jetzige Sultan Mahmudii. unternahm daher 1826 mit großer Kühnheit und furchtbarer Energie, vor allen Dingen die alte Heer- verfassung der Janitscharen abzuschaffen und europäisch discipli- ni rte Truppen an ihrer Stelle zu bilden. So rasch er aber auch zu Merke ging, so kam doch der letzte Krieg 1828 — 29 zu früh; noch war die Zahl der neugebildeten Truppen zu klein, ihre Ausbildung zrl unvollständig, und sie konnten den Feind nicht verhindern bis v!)r die Thore der Hauptstadt vorzudringen. Eben so wenig haben sie in dem neuesten Kampfe gegen die besser eingeübten Truppen des Pascha von Aegypten in Kleinasien widerstehen können, und nur d>w eifersüchtigen Politik der europäischen Mächte scheint das tür- kische Reich, welches durch Niederlagen, Empörungen vieler Pro- vinzen und gänzliche Zerrüttung seiner Finanzen seinem Untergange nahe ist, seine fernere Existenz verdanken zu müssen. N. Nähere Beschreibung des Landes und seiner jetzigen Bewohner, und zwar: 1. Die Europäische Türkei. Von der Lage, den Gränzen, dem Umfange und der Bevöl- kerung der europäischen Türkei ist schon oben (S. 380.) geredet worden. Die südliche Gränze des türkischen Gebiets gegen den neuen griechischen Staat ist zwar noch nicht vollkommen bestimmt, doch laßt sich mit Sicherheit annehmen, daß diese Gränze wird durch eine Linie gebildet werden, welche sich von dem Meerbusen von Artn im Westen bis zum Meerbusen von Zeitun im Osten erstreckt. Boden. Gebirge. Klima. Der bei weitem größte Theil der europäischen Türkei ist gebir- gig; die große Thal-Ebene der Donau ist beinahe die einzige Aus- nahme. Die meisten dieser Gebirge haben wir schon bei der Be- schreibung des alten Griechenlands kennen gelernt und werden da- her hier nur die wichtigsten wieder aufführen, um so mehr als man bei der Unbekanntschaft mit dem Innern, besonders der nördlichen Provinzen, bei den verschiedenen Benennungen des nemlichen Ge- bir-

7. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 476

1833 - Halle : Schwetschke
476 A. Europa. tisch. Das Ganze ist 269 F. lang, 243 breit; die Kuppel aber ist 180 F. lang und 115 breit und vom Boden an 165 F. hoch; an Größe steht sie daher manchen andern Kirchen Europa's, nament- lich der Peterskirche in Rom, der Paulskirche in London, über- haupt den meisten gothischen Kirchen, ziemlich weit nach, dagegen aber übertrifft sie alle durch ihr hohes Alter von beinahe 1360 Jah- ren, und sieht noch jetzt, trotz der häufigen Erdbeben, unerschüt- tert da. Einem Christen wird der Eintritt nur gegen einen Fir- man oder Erlaubniß des Sultans gestattet. — Eigentlicher Dschamien oder Moscheen zahlt Constantinopel mit allen seinen Umgebungen an 485, worunter 10 von Sultanen erbaut und nach ihnen benannt, als: Sultan Selim, Mahmud, Solimán u. a. die berühmtesten sind. Bethäuser aber, oder Medscheds über 5000, griechische Kirchen 23, eine russisch-griechische, 9 katho- lische und 3 armenische. Bei den Dschamien befinden sich gewöhn- lich kleine aber prächtige Begräbnißkapellen ihrer Stifter, Tur- d e's genannt; auch sind meistens mit größeren Moscheen wohlthä- tige Anstalten, namentlich Hospitäler, Khans oder Herbergen für Reisende, vorzüglich aber Schulen und Bibliotheken verbun- den. Die Khans sind meist 4 eckige, einen Hof einschließende Ge- bäude, innerhalb mit vielen Zellen und mit Säulengängen verse- hen, worin die mit Karawanen reisenden Kaufleute für sich und ihre Waaren unentgeldlich ein sichres, feuerfestes Obdach finden; Lebensmittel aber müssen sie sich selbst verschaffen. Die Schulen höherer Art, über 500 an der Zahl, werden Medresès genannt, die Lehrer oder Professoren derseloen, Softas; hier werden alle diejenigen gebildet, welche in das Corps des Ulema aufgenommen werden wollen; niedere Schulen, Mektebs genannt, worin die Aermeren im Lesen, Schreiben und in der Religion unentgeldlich un- terrichtet werden, zählt Constantinopel über 1200. Bei vielen Moscheen befinden sich Bibliotheken, welche von Sultanen oder Privatpersonen gestiftet worden und sich durch Geschenke vermeh- ren; öffentliche Bibliotheken giebt es 13 in der Stadt, die stärkste wird aber kaum 2060 Bände enthalten; überall sind hier nur zum Theil überaus prächtige Manuscripte des Koran, Commentare dar- über, astrologische, medizinische und juristische Schriften, Wörter- bücher und Gedichte der morgenländischen Litteratur zu suchen. Gedruckte Werke sieht man überaus wenige im Morgenlande, weil sie die Zierlichkeit der Handschriften nicht erreichen, auch der Koran aus religiösem Aberglauben nicht gedruckt werden darf. — An merkwürdigen Gebäuden und Plätzen in der eigentlichen Stadt be- merken wir ferner: das Eski Seral oder alte Serail, von Mu- hammed 1í. erbaut, seine Mauern haben über y* Meile im Um- fange. Hierher werden die Weiber und Kinder eines Sultans nach seinem Tede gebracht, wo sie in klösterlicher.abgeschiedenheit leben müssen. Keines Mannes Fuß darf das Innere dteses Gehöfts bc-

8. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 460

1833 - Halle : Schwetschke
460 A. Europa. zelt, an einer davor aufgerichteten langen, rothen Stange, mit einer Kugel von gleicher Farbe kenntlich, wo sich der Diwan zum Kriegsrath versammelte und wo Gericht gehalten wurde; daneben stand das Basch Tschadir oder Zelt des Groß-Veziers, welches durch eine vergoldete Kuoiel und einen darüber befindlichen halben Mond, und durch die grüne Farbe seines Gipfels und der Stangen ausgezeichnet war. Die Versorgung der Armee mit Lebensmitteln geschah höchst unregelmäßig, daher auch der Marsch eines solchen Heeres alles weit und breit verwüstete. Auf dem Marsche selbst herrschte völlige Unordnung; es war genug, wenn nur ein jeder sich Abends im Lager einfand. So furchtbar die leichten Truppen der Türken, so hartnäckig ihre Vertheidigung fester Plätze ist, so unvollkommen war ihre Schlachtordnung und ihre Bewegungen, daher sie nicht leicht im offenen Felde gegen regelmäßige Truppen etwas ausrichteten. Das Schicksal der Gefangenen bei den Tür- ken ist traurig; die meisten werden in der ersten Wuth niederge- metzelt; die der Staat erhält, werden ohne Unterschied gefesselt und zu den härtesten Arbeiten in den Arsenalen von Constan- tinopel gebraucht; um ihre eigenen Gefangenen bekümmern sie sich gar nicht. Bekanntlich sind alle Türken eifrige Anhänger der Lehre Mu- hammeds oder des Islam, d. h. Heilslehre, welche über einen großen Theil von Asien und Afrika verbreitet in 2 Hauptparteien, die der Sunniten, wozu die Türken, und die der Schiiten, wozu die Perser gehören, zerfällt; beide sind durch den wüthend- sten Religionshaß entzweit. Diese Lehre ist höchst einfach; der be- kannte Satz: „es ist nur Ein Gott und Muhammed ist sein Pro- phet", enthält die Grundlage derselben. Außerdem aber schreibt sie viele äußere Gebräuche vor: die Beschneidung, häufige Gebete und Abwaschungen, Fasten, verbietet den Genuß des Weins und aller geistigen Getränke und des Schweinfleischcs, erlaubt dagegen die Vielweiberei und verheißt den Gläubigen ewige sinnliche Ge- nüsse im Paradiese. Sie ist daher ihrem Wesen nach aller tiefern Speculation und geistigen Ausbildung abhold, ganz für die Be- dürfnisse und Wünsche eines sinnlichen Volkes berechnet, und legt mehr Werth auf die Beobachtung der Vorschriften und Gebräuche, als auf Sinnesänderung. Das tägliche Gebet, Namaz, wird Lmal täglich wiederholt, Morgens, Mittags, Nachmittags, Abends und nach Untergang der Sonne; das Waschen der Hände, des Kopfes und Halses ist die Vorbereitung zum Namaz; in gewissen Fällen ist selbst das Waschen des ganzen Körpers vorgeschrieben, und für jedes Gebet sind Worte, Stellung und Gebräuche aufs ge- naueste bestimmt. Freitags, als am heiligen Tage der Muselmän- yer, wird Nachmittags noch ein besonderes Gebet verrichtet. Das große 30tägige Fasten im Monat Ramanzan wird durch gänz- liche Enthaltung aller Speise und Trankes und aller sinnlichen Ge-

9. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 465

1833 - Halle : Schwetschke
465 Ix. Griechenland. 1. Europ. Türkei. und Reiche von diesem Gesetze Gebrauch machen; die unendliche Mehrzahl begnügt sich mit Einem Weibe, und sehr viele selbst müssen aus Armuth der Ehe entsagen. Der Sultan hat eigentlich keine Frau, sondern nur eine größere oder geringere Anzahl (oft mehrere hundert) Sklavinnen oder O d a l i ks. Diejenigen unter ihnen, denen er besonders seine Gunst schenkt, werden Kadins oder Frauen genannt, ohne es gesetzlich zu seyn, und wenn eine von ihnen ihm einen Sohn gebiert, erhält sie den Titel Haßeky, und es wird ihr eine besondere Haushaltung eingerichtet, wahrend die übrigen Odaliks in großen Salen gemeinschaftlich und zwar ziemlich ärmlich wohnen. Wird der Sohn einer Haßeky Kaiser, so erhält sie den Titel Valide Sultan und damit nicht allein einen sehr bedeutenden Einfluß, sondern auch einen eignen Pallast und große Einkünfte. Mit dem Tode eines Sultans aber wandert sie sowohl als alle übrige Kadins und Odaliks in einen abgesonder- ten Pallaft, wo sie den Rest ihrer freudenlosen Tage zubringen muß. Töchter des Sultans werden gewöhnlich an große Staats- beamte verheirathet und genießen ausgezeichnete Rechte; ja das Le- den und das Glück ihres Mannes hängen ganz von ihrer Zufrie- denheit mit ihm ab. Auch die Odaliks werden oft von den Großen zur Ehe gesucht, um dadurch in der Gunst des Sultans zu steigen. Die meisten dieser Sklavinnen des Sultans kommen aus Cirkassien und Georgien und gehören zu den schönsten ihres Geschlechts; sie werden von ihren eignen Eltern verhandelt. Der Sklavenmarkt zu Consiantinopel ist stets mit solchen unglücklichen Mädchen besetzt, welche nach Maaßgabe ihrer Schönheit oft zu ausschweifenden Preisen verkauft werden; sehr gewöhnlich ist es, daß solche, wel- che um die Gunst des Sultans oder irdend eines Großen buhlen, ihm mit einer solchen Sklavin ein Geschenk machen. Uebrigens ist dieser Markt jedem Nicht-Muselmann unzugänglich, und äußere Sitte und Anstand, worauf der Muselmann viel mehr hält, als man gewöhnlich glaubt, werden bei diesem Handel durchaus nicht verletzt. Schwarze Sklavinnen, welche indeß nur zur Bedienung der Frauen gehalten werden, kommen häufig aus Aethiopien und Nubien. Außerdem werden noch eine große Zahl schwarzer und weißer Verschnittener zur Bewachung der Weiber in dem Harem des Sultans und der Großen gehalten. — Die Ehe wird bei den Türken als ein bürgerlicher Contract betrachtet, daher auch der Vertrag darüber, in welchem das Eingebrachte der Frau und das Leibgedinge, welches ihr nach dem Tode des Mannes oder im Fall der Scheidung zufallen soll, genau aufgezeichnet ist, vor dem Kadi durch Bevollmächtigte unterschrieben wird; die Einsegnung durch den Imam ist zwar gebräuchlich, aber nicht wesentlich. Sehr ge- wöhnlich macht sich die Frau im Ehecontract aus, daß der Mann keine andre neben ihr haben dürfe. Das Eigenthum der Frauen wird als ein Heiligthum von den Gesetzen beschützt und kann ihnen Blanr Handd, Ii. 2. Aust. 30

10. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 22

1833 - Halle : Schwetschke
am und die beliebtesten Nahrungsquellen. Von Handwerken und Künsten übte ieder das für sein Hauswesen nothwendige; das meiste, als Anfertigung der Leinwand und Kleidungsstücke, der Hausgeräthe u. s. w., war Weibern und Sklaven überlassen. Der freie Mann verfertigte höchstens seine Waffen und übte Jagd und Krieg. Dennoch würden wir sehr irren, wenn wir, wie manche neuere Geschichtschreiber gethan, die alten Deutschen für soge- nannte Wilde halten und etwa mit den Wilden Nord-Amerika's auf eine Linie stellen wollten. Dagegen spricht das eigne Urtheil der Römer, welche wohl im Stande waren, rohe Wilde von ge- sitteten Völkern zu unterscheiden, und welche nie anders als mit Staunen und einer gewissen Ehrfurcht von den Sitten und den Ein- richtungen der Deutschen reden. Die Deutschen kannten den Ge- brauch und die Verarbeitung des Eisens, wenn es auch selten war und kostbar gehalten wurde; Schwerdt und Pflug aber findet man nicht bei den Wilden. Die Deutschen kannten den Werth und Ge- brauch des Geldes, wenn sie sich auch vielleicht mehr der römischen als eigner Münzen bedienten; sie kannten unleugbar, wie gering auch der Gebrauch gewesen seyn mag, die Schreibekunft, wie dies die Runenschrift der verwandten nordischen Stämme beweiset. Auch alles übrige, was wir von ihren Sitten, ihrem Glauben, ih- rer Verfassung wissen, setzt sie unendlich hoch über die rohen Urbe- wohner Amerika's hinaus. Mit Staunen rühmen die Römer die Einfachheit und Reinheit germanischer Sitten, die Keuschheit der Weiber, die Heilighaltung der Ehe, die hohe Achtung, in welcher das weibliche Geschlecht bei den Germanen stand, während Herab- würdigung des Weibes ein für alle Wilde charakteristischer Zug zu seyn scheint. — Ihre Kleidung war einfach, dem Klima ange- messen, aus leinenen Unterkleidern und Pelzröcken bestehend, nicht aber, wie bei den Wilden, aus Mattengeflecht und rohen Fellen; und keine Spur verräth bei den Germanen jene ekelhafte Sitte aller wilden Völker, den Leib und selbst das Angesicht durch Ein- schnitte, Farben u. s. w. (das Tätowiren) zu verunstalten. Man- che germanische Stämme mögen wohl mehr ein Nomadenleben ge- führt haben, die meisten aber hatten feste Wohnungen, wennauch meist einzeln gelegen und zerstreut, wie der Freiheitssinn es liebte; auch von größeren Ansiedelungen, die man Städte nennen möchte, sind Spuren vorhanden. — Die Religion der Germanen, wie wir sie aus den dürftigen und gewiß sehr entstellenden Nachrichten der Römer kennen lernen, war ein einfacher Naturdienst, die An- betung der Elemente, der Erde, des Himmels; darin wenigstens dem griechischen und römischen Götcerwesen weit überlegen, daß der Begriff Eines höchsten Wesens, Allvater, Wodan, un- gleich deutlicher hervortrat, als in der oft so hoch gepriesenen My- thologie der gebildeten Alten; wie auch darin, daß wenigstens der
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